Kunstbrut von Hühnereiern
Kunstbrut von Hühnereiern
Rassegeflügelzucht ist immer mit den beiden Begriffen Leistung und Schönheit verbunden. Um diese beiden Faktoren zu vereinen, ist es nicht möglich darauf zu warten, ob irgendwann im Frühjahr eine Henne in Brutstimmung kommt und dann vielleicht acht oder zehn Küken schlüpfen.
Vorteile und Möglichkeiten der Kunstbrut in der Rassegeflügelzucht
Hier ist zuerst die Unabhängigkeit des Züchters zu nennen, wenn er eine eigene Brutmaschine besitzt und nicht auf Fremdleistungen anderer angewiesen ist.
Termin und Vorbereitung
Als nächstes ist der Bruttermin zu nennen. Ausstellungen finden von Oktober bis Dezember statt, doch die Entwicklungszeit vom Küken bis zum ausgewachsenen Jungtier ist von Rasse zu Rasse verschieden. Dazu kommt das sich viele Tiere nur über einen bestimmten Zeitraum in bester Verfassung präsentieren.
Diese Erfahrung muss jeder Züchter bei seiner Rasse selbst machen und aus diesen Erfahrungen heraus einen Brutterminplan erstellen.
Gleichzeitig sind Gedanken über die zu erbrütenden Anzahl der Küken notwendig, was wiederum die Größe der Brutmaschine festlegt. Als Faustregel sollten bei einfarbigen Rassen ca.50 Küken erbrütet werden und bei gezeichneten Rassen das doppelte, um eine entsprechende Selektion während der Aufzucht vornehmen zu können und dann zu Ausstellungsbeginn gute Nachzucht zu präsentieren.
Weiterhin ist es normal, wenn in der Rassegeflügelzucht Schlupfergebnisse von 60% im Verhältnis zur Eieinlage erzielt werden. Daraus ergibt sich, dass ein Züchter mit einer Rasse und einem Farbenschlag eine Brutapparatgröße von ca.90 Eiern Einlage benötigt. Hier bieten die Herrsteller Maschinen mit Handwendung, halbautomatischer Eierwendung oder vollautomatische computergesteuerte Varianten in Holz oder Kunststoff an, dazu in Größenordnungen von rund einem Dutzend bis zu mehreren Tausend Eiern Einlage. Viele Züchter brüten noch mit oft 50 Jahre alten Modellen und wenn man die einzelnen Einstellungen der Maschine beherrscht, bleibt auch dort der Erfolg nicht aus. An dieser Stelle soll daran erinnert werden, welche Voraussetzungen Bruteier erfüllen müssen: sauber und möglichst ungewaschen; Größe gemäß der Standardvorgaben; nicht älter als 14 Tage; täglich einmal gewendet. Aber nicht nur die Bruteier müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen, sondern auch die Umgebung der Brutmaschine kann über einen Erfolg oder Misserfolg von entscheidender Bedeutung sein. Am besten sind Räume geeignet, die eine relativ konstnate Temperatur von ca. 10 bis 15°C haben und dabei über eine natürliche Luftzufuhr verfügen, denn das sich entwickelnde Leben braucht stets frischen Sauerstoff. Durch die Bruttemperatur entwickeln sich aber nicht nur die Embryos, sondern auch die Bakterien auf der Eierschale und im Brutapparat finden ideale Bedingungen zur Vermehrung vor. Deshalb darf die Desinfektion des Brutraumes und der Brutmaschine keinesfalls vernachlässigt werden. Hier gibt es viele wirksame Präparate im Fachhandel und diese sollten nach jeder Brut angewendet werden. Aber auch das Desinfizieren der Bruteier gewinnt immer mehr an Bedeutung, um krankmachende Bakterien, die durch die Eischale ins Innere dringen können, abzutöten. Während die Industrie ein begasen der Eier vornimmt, haben sich in der Rassegeflügelzucht Antibiotikabäder der Eier oder das Besprühen mit Lösungen auf Basis ätherischer Öle bewährt. Dies geschieht einmal nach 24 Stunden, wenn die Eier die volle Bruttemperatur erreicht haben und am 18. Bruttag kann dies wiederholt werden.
Bruttemperatur
Sind diese Voraussetzungen erfüllt, gilt der Bruttemperatur die besondere Aufmeksamkeit. Hier unterscheiden wir generell zwischen dem Flächenbrüter, wo die Temperatur an der Eioberkante gemessen wird und dem Motorbrüter, wo die Temperatur im Brüter durch die Luftumwälzung gleich ist und zumeist zwischen zwei Bruthorden gemessen wird. Während erstere von den Herrstellern mit 38,5°C angegeben wird, sollte sie im Motorbrüter bei 37,6°C liegen. Bei neuen Maschinen ist zu empfehlen eine Probebrut durchzuführen, um zu ermitteln welche Temperatur für einen optimalen Brutverlauf sorgt. Viele Thermometer haben Schwankungen bis zu 0,4°C, was zu schlechten Brutergebnissen führen kann. Deshalb sollten die Thermometer mit Hilfe eines geeichten Fieberthermometers überprüft werden. Aber auch zu kalte Räume erfordern oft eine etwas, d.h. um 0,2 bis 0,3°C höhere Temperatur um Erfolg zu haben. Oft beschweren sich Züchter, dass gerade kleine Flächenbrüter einen schlechten Erfolg bringen, ohne die richtige Temperatur auszuprobieren.
Wenden der Eier
Neben der richtigen Bruttemperatur ist das Wenden der Eier sehr wesentlich, damit der Embryo nicht anklebt. Hier haben die Züchter mit Motorbrütern und automatischer Wendevorrichtung den Vorteil, dass nur der Schalter für den Wendemotor nicht vergessen werden darf. Da es aber auch in den meisten Motorbrütern kleine Temperaturunterschiede von aussen nach innen und von oben nach unten gibt, empfiehlt es sich die Eierhorden während der Brut zu tauschen. Die Wendung erfolgt in regelmäßigen Abständen ganz langsam, damit die Eier nicht beschädigt werden. Ein Kühlen der Hühnereier ist in den Motorbrütern nicht notwendig, aber die für die Luftzufuhr vorgesehenen Lüftungsschieber sollten immer geöffnet sein um genügend Sauerstoff zuzuführen. Anders sieht es beim Flächenbrüter aus. wo die Eier mit der Hand gewendet werden müssen. Hier wird von verschiedener Häufigkeit gesprochen. Wer in einem Arbeitsverhältnis ist, kann das nur morgens und abends vornehmen. Auch wenn dreimal günstiger ist, so kann man auch bei zweimaligem Wenden mit Erfolg brüten. Nach dem Wenden, welches ca. 10 Minuten sauert bleiben die Horden weitere 10 Minuten stehen um dann wieder in die Maschine geschoben zu werden. Aber Vorsicht, oft berichten Züchter, dass die Horde auch am nächsten Morgen noch ausserhalb der Maschine stand. Wenn das passiert, schlüpfen zwar weniger Küken und oft einen Tag später, aber gesunde Keime halten so etwas aus. Hier ist ein Hilfsmittel, wie z.B. die Weckfunktion des Handys sehr hilfreich.
Gewendet werden die Eier vom 2. bis zum 18. Tag. Danach bereiten sich die Küken auf den Schlupf vor, wozu sie Ruhe benötigen. In vielen Maschinen gibt es zum Schlupf ein seperates Abteil, oft geteilt für die einzelnen Stämme oder einzelne Hennen zur späteren Kennzeichnung. Da die Küken zum Schlupf einen großen Teil Eigenwärme abgeben, wird zu diesem Zeitpunkt die Temperatur um ca. 0,5°C abgesenkt ohne das dadurch Nachteile enstehen.
Feuchtigkeit
Weiterhin ist die Brutfeuchtigkeit von wesentlicher Bedeutung. Auch hier gibt es vollautomatische Brutmaschinen, wo sich über Wasservorratsbehälter oder direkten Wasseranschluss die notwendige Feuchtigkeit von 60% in der Vorbrut und bis 90% beim Schlupf regeln lässt. Viele Züchter regeln die Feuchtigkeit jedoch manuell und auch das kann sehr gut funktionieren. Jede Maschine hat Wasserrinnen oder Kunststoffwasserschalen, die in der Vorbrut immer mit Wasser gefüllt sein sollten. Um hier zu kontrollieren, ob die Feuchtigkeit dem Bedürfnis der Embryonen entspricht, durchleuchtet man die Eier in regelmässigen Abständen und beobachtet das Wachstum der Luftblase, die am Ende der Brut ein Drittel des Eies einnehmen sollte. Somit hat das Küken beim Schlupfvorgang genügend Sauerstoff zum atmen. Ist die Luftblase zu klein war zuviel Feuchtigkeit im Vorbrüter. Im Schlupfbrüter werden die Eier zusätzlich zu den Wasserschalen ca. alle vier bis fünf Stunden mit warmen Wasser richtig nass besprüht und somit kann der Schlupfvorgang ohne Probleme ablaufen. Auch wenn es Brutmaschinen gibt, welche vollautomatisch funktionieren, so sollten, wie bei allen Maschinen die Kontrollen nicht ausbleiben. Wie oft fällt mal wegen Wartungsarbeiten der Strom für kurze Zeit aus und Einstellungen können gelöscht sein, aber auch alle mechanischen und elektrischen Einbauten können ihren Dienst versagen und dies bedeutet hohe Verluste, wenn nicht in kurzer Zeit reagiert werden kann.
Schieren
Wenn vom Schieren der Eier gesprochen wird, so ist damit das Durchleuchten der Bruteier gemeint. Hierzu sollte man nicht auf provisorische Taschenlampen oder dergleichen zurückgreifen, sondern die im Handel befindlichen Schierlampen verwenden, die gezielt das Licht bündeln und sehr gut erkennen lassen. was im Ei vorgeht. Am besten ist es. vor der Einlage die Eier zu durchleuchten, um Fehler in der Eischale, wandernde Luftblasen, Eier mit zwei Dottern oder mit dunklen Flecken im Dotter auszusortieren, da daraus keine Küken schlüpfen können. Nach der Einlage sieht man bei weißschaligen Eiern bereits am 2. Tag die Veränderungen am Eidotter und am 4. Tag kann man sicher die unbefruchteten Eier aussortieren. Bei dunkelschaligen Eiern sollte man einen Tag länger warten. Es hat sich gezeigt, dass neben den klaren Eiern auch alle diejenigen Eier auszusortieren sind, bei denen kein einwandfrei entwickeler Embryo vorhanden ist, da diese im Brutverlauf absterben. In der zweiten Woche oder vor dem Umlegen zum Schlupf werden die Eier nochmals durchleuchtet um eventuell abgestorbene Embryonen auszusortieren.