Goldener Siegerring - Hannover 1997
Goldener Siegerring - Hannover 1997 - Bericht unseres Zuchtwarts Lothar Frost
Diese ehrwürdige Ausstellung im friedlichen Wettstreit um den goldenen Siegerring 1997 anläßlich der 116. Junggeflügelausstellung in Hannover, ist für uns ein würdiger Anlaß, einmal die Geschichte um dieses Huhn und dessen Sonderverein der Öffentlichkeit etwas näher zu bringen.
Der gestreifte Farbenschlag der Wyandotten ist eine rein deutsche Züchtung und erhielt vom ersten Tag seiner Anerkennung die Bezeichnung "gestreift!. Einige andere Rassen wurden erst "gesperbert" genannt und nach und nach zu "Gestreiften" verfeinert.
Züchter wie Hermann Ellerkmann aus Mühlhausen/Ruhr, Reinhard Tietze Oberrodewitz oder H. Thiemann, Celle waren in erster Linie die Initiatoren bei der Erzüchtung dieses Farbenschlages.
Das Wyandottenhuhn wurde 1883 in Amerika erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt und im selben Jahr anerkannt. Hierbei handelt es sich um den silbernen Farbenschlag, der dann auch 1883 schon nach Deutschland kam.
Der Name "Wyandotten" wurde von einem der mächtigsten Indianerstämme den Wyandot abgeleitet. Die Wyandotten erlangten bald durch ihre gefälligen, runden Formen sowie Frohwüchsigkeit und Leistung, einen großen Liebhaberkreis. Der Rosenkammschützte von vornherrein gegen Erfrierungen, die mittelhohe Stellung garantierte entsprechende Beweglichkeit und der geräumige Körper sorgt für einen beachtlichen Fleischertrag, sowie für eine entsprechende Legeleistung. Bedingt durch die rasche Verbreitung folgten in kurzen Abständen weitere Farbenschläge.
Die Engländer erkannten als erste, daß die Zeichnung der Silber Sebright auf einer großen runden Feder weit besser zur Geltung kommt, als auf einer schmalen länglichen, am Ende noch spitzen Feder. Diese große runde Feder ist den Wyandotten bis heute eigengeblieben und für die Zeichnung des gestreiften Farbenschlages von großer Bedeutung. Nach der Jahrhundertwende erlebten die schwarzen Wyandotten eine große Blütezeit und die Plymouth Rocks wurden 1908 erneut in bester Qualität in der eigenen Streifung eingeführt. Dieser Umstand drängte geradezu danach, die Zeichnung der Plymouth Rocks auf die Wyandotten zu übertragen. Beide Rassen waren zu dieser Zeit formlich noch gar nicht so weit voneinander entfernt. Zusätzlich kamen noch andere Rassen wie Italiener, Langschan und Orpington zum Einsatz. Diese Rassenvielfalt erschwerte aber das Vorhaben und zog es in die Länge.
Eääerkmann, federführend bei der Erzüchtung, schreibt 1934 "Dominikaner, Plymouth Rocks, schwarze und weiße Wyandotten, wären die Träger der Herauszüchtung!. Als letzte Einkreuzung vor der Anerkennung sollen weiße Wyandotten und tiefbrüstige, weichfiedrige Plymouthhennen mit klarer Streifung verwendet worden sein. Dies war dann der Durchbruch und ein neuer Farbenschlag in der Wyandottenfamilie war geschaffen. Es läßt sich leider nicht mehr feststellen, wann die gestreiften Wyandotten nun anerkannt wurden.
1911 oder 1912 muß es wohl gewesen sein, denn am 20. Juli 1913 fand im "Nassauer Hof" in Frankfurt a. Main die Gründungsversammlung des "Vereins der Züchter gestreifter Wyandotten" statt. Vorsitzender wird H. Ellerkman/Mühlheim.
Die Gründung des Sondervereins wirkte sich sehr positiv für diesen Farbenschlag aus. Gleich im Gründungsjahr wurden mehrere Sonderschauen durchgeführt und bis zur ersten a, 11.10.1913 in Kassel waren bereits 21 Züchter Mitglied geworden. Weitere Sonderschauen folgten in Leipzig, Duisburg, Ballenstedt und Dresden.
Zur Nationalen 1914 in Berlin wurden 40 gestreifte Wyandotten vorgestellt mit beachtlich guten Bewertungsergebnissen.
Mit dem ersten Weltkrieg kamen wie für alle Rassen auch für unsere "Gestreiften" schwere Zeiten, jedoch wurden 1921 schon wieder 32 Tiere in Hannover gezeigt. Ellerkmann blieb bis 1925 Vorsitzender, die Mitgleider ernennen ihn zum Ehrenvorsitzenden. Sein Nachfolger wird Heinrich Straßburger bis 1937, wo er ebenfalls zum Ehrenvorsitzenden ernannt wird. Zwischenzeitlich wurde der Verein in "Deutsche Züchtergemeinschaft gestreifter Wyandotten" unbenannt. Dieser Name wurde bis 1934 beibehalten, danach "SV der Züchter gestreifter Wyandotten". Dies Bezeichnung wird bis heute geführt.
Während des 2. Weltkrieges kam die Vereinsarbeit völlig zum Erliegen. In dueser Zeit muß wohl Straßburger II, im Wechsel mit H. Höpfner Vorsitzender gewesen sein.
Straßburger war es auch, der 1948 die ersten Verbindungen knüpfte. Auf der wahrscheinlich ersten Jahreshauptversammlung nach dem Krieg 1948 in Hannover, wurde H. Höpfner zum 1. Vorsitzenden gewählt. Adam Daum wurde Kassierer und Joachim Müller Schriftführer.
Müller schrieb 1949 alle, aus alten Unterlagen, bekannten Mitgleider an. Etwa 50antworteten und baten um Eintragung in das Mitgliederverzeichnis. Zwischenzeitlich setzt eine große Nachfarge nach gestreiften Wyandotten ein. Manhce Mitglieder sollen hunderte Jungtiere aufgezogen haben um den Bedürfnissen gerecht zu werden.
1950 wird die schlechte Finanzlage des SV beklagt, im gleichen Jahr wird ein Zuchtausschuß gewählt, dem die Züchter Müller, Daum, Rosen und Kränke angehörten. 1952 wird Müller zum Vorsitzenden gewählt. Gleichzeitig wird ein Bezirk Süd gegründet, dem Zuchtfreund Rosen vorsteht. Die Bezirksregelung entfällt aber 1957 wieder.
In der DDR wird zur gleichen Zeit eine "Sonderzuchtgemeinschaft gestreifter Wyandotten" gegründet, dessen Vorsitzender Herbert Steiner aus Truckental/Thür. wird. Leider gibt es keinerlei schriftliche Unterlagen mehr, es wird festgestellt, daß das Protokoll unauffindbar ist und bleibt. Jedoch besteht bis zum Mauerbau 1961 ein reger Kontakt zwischen den Züchtern in Ost und West, zu Gunsten unserer gestreiften Wyandotten.
1957 wird ein neues Musterbild für gestreifte Wyandotten herausgegeben. Diesem folgt 1959 eine Broschüre über gestreifte Wyandotten.
1959 stirbt auch der letzte Mitbegründer des SV und Miterzüchter Reinhard Tietze Oberrodewitz im Alter von 72 Jahren.
In den 60er Jahren läuft die SV - Entwicklung relativ ruhig weiter. Im Westen konzentriert sich das SV - Geschehen bzw Hauptsonderschau und Jahreshauptversammlung auf die Junggeflügelschau in Hannover. Im Osten trifft sich die gesamte Rassegeflügelzüchterschar so auch die "gestreiften Wyandotten" zur Lipsia Schau in Leipzig am ersten Dezemberwochenende eines jeden Jahres.
Bis zu 100 Tiere und mehr in der Bundesrepublik und ca 25-30 in der DDR, sprechen für die annähernd gleiche Aktivität der Züchter dieses Farbenschlages, bei entsprechender Mitgliederstärke.
Joachim Müller gibt 1967 den Vorsitz ab, er wird zum Ehrenmitglied ernannt. Neuer SV - Vorsitzender wird Heinrich Straßburger jn. bis 1971. Namen wie Fritz Ostheim, Heinrich Tödheide, Jakop Kopp, Karl Nimmrich prägten zu dieser Zeit das Geschehen im SV.
Im Osten war zu dieser Zeit keine aktive SZG - Arbeit möglich. Bis auf die Sonderschau in Leipzig waren keine Aktivitäten bekannt. Herbert Steiner, der noch Vorsitzende aus Truckental, wohnte mittlerweile im Grenzschutzgebiet zur BRD und war für die anderen Mitglieder unerreichbar. Jedoch gab es auch hier Züchter, die treu zur Sache standen und feine gestreifte Wyandotten züchteten und ausstellten, so z.B. Ernst Markert, Schweina; Kurt Hertzschuch, Radebeul bei Dresden; E. Funke, Hohenmölsen; Lothar Frost, Dahlen/Sachsen sowie Wolfgang Dubrau, Forst/Lausitz.
1971 wird Günter Seidel zum SV - Vorsitzenden gewählt. Man versucht Sommertreffen zu organisieren, um die Aktivitäten im SV zu verbessern. Auch der Versuch die Hauptsonderschau nicht mehr in Hannover durchzuführen sondern auf kleinere Schauen im gesamten Bundesgebiet zu verteilen, bringt erste Erfolge.
Im Osten bemühen sich Ernst Markert und Lothar Frost, Schwung in die SZG - Arbeit zu bringen, was sich als sehr schwierig erweist. 1973 erfolgt nach langer, harter und gründlicher Vorarbeit der Zusammenschluß mit der SZG gestreifter Zwerg-Wyandotten. Es wird der Name "SZG gestreifte Wyandotten und deren Zwerge" festgelegt.Ernst Markert wird 2-Vorsitzender. Fortan ging es mit den gestreiften Wyandotten bergauf, die Züchterschaer erhöhte sich auf 15 und die Quaöität der "Gestreiften" verbesserte sich. Ernst Markert hatte auch guten Kontakt zu Günter Seidel im Westen und es gelang trotz dichter Grenzen Bruteier auszutauschen.
1975 wird Fritz Ostheim 1.Vorsitzender des SV, im gleichen Jahr gibt Frau Brokmann das Amt des Kassierers nach 23jähriger tadelloser Führung ab. Ende der siebziger Jahre gibt es immer wieder SV interne Reibereien und 1979 legten alle Vorstandsmitglieder ihre Ämter nieder.
Ernst-August Ostheim übernimmt 1980 das Amt des 1.Vorsitzenden. Die Verjüngung des Vorstandes erweist sich als richtig. Steigende Mitgliederzahl und über 100 gestreifte Wyandotten auf den Hauptsonderschauen bzw. Jubiläumsschauen sind der Beweis. Die alljährlich durchgeführten Sommertreffen erfreuen sich ebenfalls steigender Beliebtheit.
In der DDR wird 1979 die Lipsia Schau das letzte Mal durchgeführt. Kleintiersiegerausstellungen werden jetzt alle 2 Jahre in Leipzig stattfinden. Dies war für unsere SZG natürlich ungünstig, aber das Verlegen der Haupt- und Sonderschauen auf andere Orte brachte keinen Abbruch.
Unsere Züchtergemeinschaft entwickelte sich sehr gut, es wurden 30-35 "Große" und 80-100 "Zwege" gezeigt. Mitlerweile war Eberhard Fritzsch, Gornau 1.Vorsitzender undLothar Frost 2.Vorsitzender, sowie Zuchtwart für große getsreifte Wyandotten. Mit der Wende 1989 kam für uns wieder die Trennung. Sieben Zuchtfreunde erklärten sich bereit in den SV gestreifte Wyandotten einzutreten bzw. umzumelden. Die offizielle SZG-Tätigkeit wurde zum 31.12.1990 beendet. Durch hervorragende und kameradschaftliche Arbeit von Zuchtfreund Ernst-August Ostheim, Lothar Frost sowie Eberhard Fritzsch, konnte diese Angelegenheit reibungslos abgewickelt werden.
Ein großes Plus für uns war natürlich die fast identisch lautende Musterbeschreibung BRD/DDR.
Noch günstiger wirkte sich der Qualitätsgleichstand unserer Tiere auf die Weiterentwicklung der "Gestreiften" aus. Denn wir hatten alle gemeinsam, ob Ost oder West, die gleichen "Vorzüge, Wünsche und Mängel". Gezielter Austausch von Zuchttieren hat seit dieser Zeit den gestreiften Farbenschlag recht voran gebracht.
Aus beruflichen Gründen stellte Ernst-August Ostheim 1995 sein Amt als 1.Vorsitzender zur Verfügung. Heinrich Lefeld übernimmt die Führung und meistert mit großem Geschick seit dieser Zeit die Belange des Sondervereins.
Der Sonderverein der Züchter des Gestreiften Wyandottenhuhnes verfügt über einen leistungsfähigen, soliden Zuchttierbestand. 143 Tiere, hier zum Wettstreit um den "Goldenen Siegerring" angetreten, beweisen dies. Unsere züchterischen Probleme sind nicht mehr und nicht weniger, als bei anderen Farbenschlägen in der großen Wyandottenfamilie.
Drei Ehrenmitglieder, Jakob Kopp, Groß-Bieberau; Hans Priester, Mörstadt; Karl Dingemann, Spenge sowie weitere 42 Mitglieder ist unser Sonderverein zur Zeit stark. Für die Zukunft wünschen wir dem Sonderverein und seinen Mitgliedern den Erhalt des "Harten Kern´s". Sollte sich dieser vergrößern, wäre das sehr schön. Alle etwas abseits stehende Mitglieder, sowei Freunde und Liebhaber der gestreiften Wyandotten, sind aufgerufen, sich uns anzuschließen, um diesen herrlichen Farbenschlag weiter zur Vollendung zu bringen.
Lothar Frost
Dahlen im Oktober 1997