Kükenaufzucht ohne Federfressen
Kükenaufzucht ohne Federfressen
Es kommt immer wieder vor, dass sich Küken anpicken. Man kann davon ausgehen, dass diese Unart immer auf Haltungsfehler zurückzuführen ist. In der Natur sind die Tiere ständig mit der Nahrungssuche beschäftigt. Eine solche Nahrungssuche entfällt in der heutigen Kükenaufzucht aber weitgehend, da der Züchter Futter und Wasser bereitstellt. Hierdurch kann es leicht zu Langeweile bei den Tieren kommen, die dann das Federfressen begünstigt.
Leichte Rassen wie z.B. Italiener oder Leghorn sind hierfür besonders anfällig, da sie sehr lebhaft sind und besonders viel Beschäftigung benötigen. Wenn man die Küken aber so naturnah wie möglich aufzieht, wird es nicht zum Federfressen kommen. Nun ist dies oft nicht so einfach. Es gibt aber einige Grundregeln, die man unbedingt beachten sollte. So ist unter anderem darauf zu achten, dass den Tieren ständig frisches Wasser und Futter zur Verfügung steht. Es darf einfach nicht vorkommen, dass z.B. die Tränke leer wird. Der Züchter sollte es sich daher zur Gewohnheit machen, dass zu jedem Stallbesuch auch die Kontrolle der Futter- und Wassergefässe gehört.
Es muss auch darauf geachtet werden, dass besonders die Tränken nicht mit Einstreu verunreinigt werden. Um dies zu verhindern, sind die Tränken ständig, dem Wachstum der Küken angepasst, erhöht aufzustellen. Als Untersetzer eignen sich sehr gut einfache Ziegelsteine und Brettchen. Meist sind die Züchter hierbei zu ängstlich. Sollten doch Zweifel bestehen, ob die Tiere das Wasser erreichen können, so kann man nach ca. einer Stunde mal nachsehen, ob man die Tränke nicht doch zu hoch gestellt hat. Nur in den ersten Tagen sollten die Tränken direkt auf den Boden gestellt werden.
Weiter kann eine zweckmässige Einstreu bei den Tieren Juckreiz verursachen, was dann zu Blutungen der Federkiele führen kann, wenn sich die Tiere kratzen. Als beste Einstreu hat sich kurzes Stroh bewährt. Maschinenhobelspäne sind ebenfalls geeignet. Torf und Sand sollten nicht verwendet werden, Sand nur für die ersten Tage. Dagegen sollte Sand aber in einem besonderen Gefäss zum Fressen angeboten werden, da die Küken die Steinchen für den Magen benötigen.
Um wieder einen Vergleich mit der natürlichen Aufzucht anzustellen, gilt es zu bedenken, dass die Küken, wenn sie draussen genügend Futter gesucht haben und satt sind, unter der Glucke Wärme und Schutz suchen. Bei der künstlichen Aufzucht gibt es Wärmequellen, die diesem Vorbild sehr nahe kommen. Dies ist zum Beispiel bei der Wärmeplatte mit herunterhängenden Fransen der Fall. Unter der Wärmeplatte ist es dunkel undwarm wie unter der Glucke. Die Küken ruhrn darunter und stören sich nicht dauernd gegenseitig, was sich unter anderem dann günstig auf die Futterverwertung auswirkt.
Auch ist es wichtig, dass der Raum um die Glucke herum nicht zu warm ist. Dies ist bei der Aufzucht mit Wärmeplatten in der Regel auch der Fall, da diese eine geringe Wattleistung haben und auch nach aussen abgeschirmt sind. Nur im zeitigen Frühjahr kann es vorkommen, dass der Aufzuchtraum etwas zu kalt ist und die Küken bei der Futteraufnahme frieren. Durch die Beobachtung kann der Züchter aber leicht die richtige Temperatur feststellen. Drängen sich die Tiere an der Futterstelle dicht zusammen, so ist es ein Zeichen, das es zu kalt ist. In diesem Fall sollte man einen Strahler über die Futterstelle hängen. Der Strahler darf aber nicht so tief hängen, dass sich die Küken darunter hinlegen. Ist dies der Fall, ist es zu warm und man sollte den Strahler etwas höher hängen. Wärmen sollen sich die Küken unter der Glucke.
Es muss aber anderseits darauf geachtet werden, dass die Tiere genügend Futter und Wasser aufnehmen können ohne zu frieren. Ist der Aufzuchtraum aber zu warm, haben die Küken keine Veranlassung nach dem fressen die Wärmequellen aufzusuchen. Das Ergebnis ist Langeweile mit den bekannten Folgen. Auch kann die Art der Wärmequelle das Federfressen begünstigen. Wärmestrahler, egal ob hell oder dunkel, sind in der Anschaffung zwar günstig, aber sonst für die Aufzucht mit erheblichen Nachteilen behaftet. Der Züchter kann die Küken zwar besser beobachten, aber es fehlt die Dunkelheit, wodurch die Küken wesentlich unruhiger sind.
Sollte der Stall im Sommer witterungsbedingt warm werden, werden die Tiere naturgemäss die künstliche Wärmequelle nicht mehr so oft aufsuchen. Scheint an Sonnentagen gar die Sonne direkt in den Stall, legen sich die Tiere gerne in die Sonnenstrahlen. Oft glänzen dann die kleinen Federkiele richtig in der Sonne. Da die Küken naturgemäss sehr neugierig sind, picken sie nach den glänzenden Federkielen. Es ist dann nur noch eine Frage der Zeit, bis ein Federkiel blutet. Genauso begünstigt ein überbesetzter Stall das Federfressen.
Federfressen kann unter Umständen aber auch durch die Art der Fütterung begünstigt oder hervorgerufen werden. Wenn man aber ein gutes, handelsübliches Aufzuchtfutter zur ständigen Aufnahme zur Verfügung stellt, kann man hier nichts falsch machen.
Sollte es aber, aus welchen Gründen auch immer, trotzdem mal zum Federfressen kommen, so sind die angepickten Stellen mit Holzteer zu bestreichen. Holzteer kann man in der Apotheke kaufen und mit einem einfachen sauberen Holzspan auftragen. Wenn die Küken aber erst "auf den Geschmack" gekommen sind, bringt das Bestreichen der angepickten Stellen oft nicht den gewünschten Erfolg.
Da der Rassegeflügelzüchter in der Regel nur wenige Küken im Stall hat, ist es in einem solchen Fall sinnvoll, alle Tiere zu behandeln. Man braucht nur in der Gegend der Bürzeldrüse das Schwanzende etwas zu bestreichen. Da Holzteer für die Tiere einen brennenden Geschmack hat, werden sie das Federpicken in Zukunft unterlassen. Gesundheitlich ist Holzteer für die Tiere unbedenklich. Bei Beachtung der oben aufgeführten Regeln wird es aber sicherlich nicht zum Federfressen kommen.